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Osnabrücker Kriegsreporter berichtet aus Israel

Osnabrücker Kriegsreporter Festim Beqiri: „Man muss das Leid zeigen“

THE NEW INSIDER: Hallo Festim, vor einigen Jahren haben wir dich als Blaulicht-Reporter in Osnabrück kennengelernt. Nun bist du in den schlimmsten Krisengebieten der Welt unterwegs. Wie kam es dazu?

Festim Beqiri: Das resultierte aus einer Mischung aus Fleiß und Zufall. Ich habe ja bereits zuvor etliche Blaulicht-Beiträge für die großen deutschen Fernsehsender umsetzen dürfen, sodass diese auf mich aufmerksam geworden sind. Daraufhin wurde ich auch im Ausland als Reporter eingesetzt. So auch im Zuge des Russland/Ukraine-Konflikts, noch vor Kriegsbeginn. Als wir dann mit einem Team vor Ort waren, wurde ich am 24. Februar 2022 quasi über Nacht zum Kriegsreporter.

Was ist die Motivation hinter deiner Arbeit in der Ukraine oder aktuell aus Israel/Gaza?

Mir geht’s dabei nicht ums Geld. Ich möchte den Leuten die realen Bilder aus diesen Gebieten liefern. Das ist natürlich kein besonders schöner Einsatz, aber dafür umso wichtiger. Mein Ziel ist es, das Leid der Menschen so zu zeigen wie es ist und damit weltweit möglichst viele Zuschauer zu erreichen, damit das irgendwann ein Ende hat.

Deine Familie und Freunde haben sicher große Angst um dich. Wie nimmst du ihnen diese Sorge?

Wir wurden natürlich vorab entsprechend geschult und wissen größtenteils, wie wir in bestimmten Situationen reagieren müssen. Vor Ort arbeiten wir als Team, haben Dolmetscher und ortskundige Experten an der Hand. Es wird alles Menschenmögliche getan, um für unsere Sicherheit zu sorgen. Einige aus meiner Familie und von meinen Freunden finden es schlichtweg wahnsinnig, dass ich mir das antue. Andere sehen den Wert dahinter und schicken mir die besten Wünsche.

Würdest du nicht auch lieber über positive Themen berichten?

Natürlich! Ich würde als Fußballfan auch lieber von einer Weltmeisterschaft berichten, aber Kriege sind nun einmal die traurige Realität und solange unschuldige Menschen massenhaft sterben, muss auch jemand darüber berichten.

Du selbst warst zwei Wochen lang in Israel/Gaza. Wie kommt man in den Schlaf, wenn stündlich Raketen einschlagen?

Manchmal ist das nicht einfach. An einem Tag lag ich nach einem 15 Stunden-Tag gerade im Bett als der Alarm losging. Ich sah dann vom Balkon aus, wie der Beschuss in Sichtweit von meinem Hotel größtenteils von den israelischen Raketenabwehrsystemen abgewehrt wurde. Dadurch habe ich mich etwas sicherer gefühlt, aber ein mulmiges Gefühl bleibt immer und man schläft definitiv unruhiger.

Wie wirst du als Pressevertreter angesehen vor Ort?

In Israel konnten wir relativ frei arbeiten und drehen, aber ein gesundes Misstrauen seitens der Behörden bleibt natürlich immer. Man muss einfach offen und gut kommunizieren, damit alles klappt.

Du bist über Jordanien wieder zurück nach Frankfurt geflogen. Wie geht es für dich jetzt weiter?

Eine genaue Planung ist schwer, aber jetzt muss ich erst einmal Abstand gewinnen. Ich war ja auch nach den Erdbeben in der Türkei und in Marokko für eine Reportage. Wenn eine neue Anfrage kommt, wäge ich ab, ob ich mich dafür bereit fühle.

Fotos: privat