Klinikum: 87-Jährige erfolgreich operiert
Schwerverletzte 87-Jährige erfolgreich operiert
Sohn pflegt seine demenzkranke Mutter nun zuhause weiter
Glück im Unglück ist ein schwieriges Bild, wenn ein Mensch bei einem Unfall schwerste Verletzungen davongetragen hat und noch einen langen Weg bis zur Genesung bewältigen muss. Aber auf die 87-jährige Eva Oliinyk trifft es zu: Nicht nur, weil es gelungen ist, ihr Leben zu retten und sie einer erfolgreichen Behandlung zu unterziehen, nachdem sie, wie ihr Sohn Petro Oliinyk berichtet, bei dem Unfall u.a. eine Fraktur des Beckenrings und offene Brüche am rechten Unterschenkel erlitt. Sondern vor allem deswegen, weil sich der 47-Jährige mit in die Behandlung seiner schwer demenzkranken Mutter im Klinikum eingebracht hat und nun nach der Entlassung für sie sorgt. Die Unterbringung in einer Kurzzeitpflege-Einrichtung kam für ihn nicht in Betracht.
Wie Maria-Elena Vera-Céspedes, die Ärztliche Leiterin des Zentrums für Alterstraumatologie und Orthogeriatrie (ZATO) am Klinikum, erklärt, kommt es selten vor, dass sich Kinder so umfänglich in die Versorgung und Pflege ihrer erkrankten Eltern einbringen. Vera-Céspedes und Pflegefachkraft Deborah Schürmann berichten, dass sich Petro Oliinyk während des dreiwöchigen Krankenhausaufenthalts seiner Mutter das Zimmer mit ihr geteilt habe und sich während dieser Zeit alle Kenntnisse zur Weiterversorgung daheim angeeignet habe. „Herr Oliinyk hat uns bei allen pflegerischen Tätigkeiten unterstützt und sich alles von uns zeigen lassen“, sagt Schürmann. „Wir sind überzeugt,“ so Vera-Céspedes, „dass die Mutter bei ihnen zuhause super versorgt ist und haben es deswegen so eingerichtet, dass sie an ihrem Wohnsitz alle erforderlichen Hilfsmittel erhalten.“ Im Zweifel sei es die bessere Variante für Eva Oliinyk, weil in einer Pflegeeinrichtung kaum eine so umfassende Betreuung geleistet werden könne.
Die Oliinyks flohen im Oktober 2022 aus der Ukraine. Nachdem sich die Symptome der Demenzerkrankung seiner Mutter im Zusammenhang mit dem Angriffskrieg immer weiter verschlimmert hatten, suchte Sohn Petro eine ruhigere Umgebung für seine Mutter und kam bei einem Freund in Alfhausen unter. Wegen der Sprachbarriere und des durch die Demenz ausgeprägten Bewegungsdrangs seiner Mutter, kam für Petro nur das sogenannte „Rooming In“ in Frage, also die Begleitung von Erkrankten durch Angehörige. Dies gehört laut Maria-Elena Vera-Céspedes zum Behandlungskonzept des ZATO für alte und stark verwirrte Menschen. In dem Haus besteht seit 2015 ein gerade neu von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) zertifiziertes Zentrum für Alterstraumatologie, das auf komplexe Behandlungen von geriatrischen verunfallten Erkrankten spezialisiert ist. Gleichzeitig hat sich das Klinikum als „demenzsensibles Krankenhaus“ besonders gut auf den Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen eingestellt.
Das ZATO verfügt über eine eigene Station mit 16 Betten. Mehr als 400 ältere Menschen werden hier jährlich versorgt. Diese sind oft von schweren und komplexen Verletzungen oder Brüchen betroffen und bei ihrer Versorgung bestehen vielfach besondere Herausforderungen. „Bei Demenzerkrankten muss jede Behandlung so individuell wie möglich abgestimmt werden. Um ihnen bei uns im Krankenhaus die Orientierung und den Umgang mit unserem Team zu erleichtern, spielt die Einbindung der Angehörigen eine ganz wichtige Rolle“, verdeutlicht Maria-Elena Vera-Céspedes. Ein Sohn, der sich so liebevoll um seine Mutter kümmere, sei ihr dabei noch nicht untergekommen. „Herr Oliinyk macht das toll – darin liegt ein großes Glück für die Mutter.“
Im Bild: Eva und Petro Oliinyk mit dem Orthopäden-Team um PD Dr. Jan-P. Graßmann (l.), Chefarzt der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, sowie Maria-Elena Vera-Céspedes (r.) und Deborah Schürmann vom Zentrum für Alterstraumatologie und Orthogeriatrie.
Foto: Jens Lintel