Promi-Talk mit Heinz Rudolf Kunze
„Ich fühle mich als Osnabrücker“
Promi-Talk mit Heinz Rudolf Kunze
THE NEW INSIDER: Herr Kunze, zum Tag der Niedersachsen verschlägt es Sie für ein Konzert in Ihre einstige Heimatstadt. Ist der Auftritt etwas Besonderes?
Heinz Rudolf Kunze: Ja, natürlich – denn ich verbinde sehr viel mit Osnabrück. Ich habe hier schließlich vom 2. Schuljahr bis Ende 1988 gelebt. Ich habe all das, was einen Menschen prägt, hier erlebt: Abitur, die große Liebe, die Geburt meiner beiden Kinder, Examen und meine erste Heirat. Ich bin damals auch gegen meinen Willen weggezogen, weil niemand aus meiner Band noch hier wohnte und die Fahrerei mir zu viel wurde. Ich fühle mich nach wie vor als Osnabrücker.
Sind Sie – außer zu Konzerten – noch manchmal hier, zum Beispiel auf einem Ehemaligen-Treffen des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums?
Es gibt leider kaum noch Verbindungen. Meine Eltern sind gestorben, mein Bruder ist nach Karlsruhe gezogen und andere Verwandte hatte ich hier nicht. Zum letzten Jubiläumsfest des GSG wurde ich übrigens zu meiner Überraschung gar nicht eingeladen. Ich habe eine Videobotschaft geschickt, aber ich weiß gar nicht, ob sie die überhaupt haben wollten.
Am 12. September erscheint Ihr neues Album „Angebot und Nachfrage“. Wie aufgeregt ist man da noch als Rock-Veteran?
Früher war ich vor Veröffentlichungen extrem aufgeregt, und ein bisschen davon ist natürlich bis heute geblieben. Allerdings ist die Veröffentlichung eines Tonträgers ja nicht mehr mit früher zu vergleichen. Damals sind Künstler auf Tour gegangen, um ihre Platte zu promoten – das ist heute umgekehrt. Das Geschäft ist anders und härter geworden: Musiker, die früher eine Million Tonträger verkauft haben, sind heute froh, wenn es 100.000 sind.
Worum dreht sich Ihr neues Werk?
Eigentlich sind es ja immer die gleichen Themen: Liebe, Tod, Krieg, die ideologischen Irrungen und Wirrungen der Menschen und die Gefahren für die Demokratie. Letztlich sind die Lieder meiner Fassungslosigkeit gegenüber der Welt geschuldet. Es ist eine Art der Therapie, aber es tröstet nie lange.
Sie bespielen auch Social-Media-Accounts. Wie denken Sie allgemein über das Thema?
Ich hätte mir gewünscht, das Internet wäre nie erfunden worden. Es hat die Menschen nur dümmer, hilfloser, ungebildeter und fauler gemacht. Sie erliegen der Illusion, sie bräuchten nur noch irgendwelche Knöpfe zu drücken und dann wäre alles für sie erledigt. Ich glaube, die Welt hat auch vorher ganz gut funktioniert. Ich weiß, dass das wie das Gejammer von alten Menschen klingt. Ich behaupte aber nach wie vor: Wir sind die ersten alten Menschen, die Recht haben. (lacht)
Ihr Clip, in dem Sie Gendersprache verteufelten und sagten, Ihnen werde dabei „körperlich übel“, ging viral. Wie haben Sie das Echo empfunden?
Ich habe überwältigenden Zuspruch erhalten. Leute haben mir auf offener Straße zugerufen, dass sie meine Aussagen toll fanden. Ich habe mich wie ein Religionsstifter gefühlt. Ich weiß, dass 98 Prozent der Deutschen in der Sache mit mir übereinstimmen.
Bitte beenden Sie zum Abschluss folgenden Satz: 40 Jahre nach „Dein ist mein ganzes Herz“ noch immer auf Tour gehen zu können…
…ist ein so großes Geschenk meines Publikums, dass ich mir absolut nichts Schöneres vorstellen kann.
Foto: Simon Stöckl